Kurzgeschichten
Hallo, und viel Spass beim Lesen, meiner Kurzgeschichten.
Probleme auf der Tower Bridge
«Ich kaufe mir noch einen Hot Dog», sagte Till Meier zu seinen Eltern, und rannte zu einem Stand. Die Mutter rief noch: «Stopp!» Doch ihr 9 Jahre alter Sohn war schon weg. Sie rannte hinterher. Till hatte bereits etwas gesagt. «Hier in London spricht man englisch», erklärte die Mutter, «und mit deinen Schweizer Franken kommst du hier auch nicht weit.» Frau Mei-er nahm ihr Portemonnaie hervor und wollte mit britischen Pfund bezahlen. Sie konnte je-doch nur mit der Karte bezahlen. «Du willst ganz sicher einen Hot Dog», fragte sie, «in Eng-land schmeckt das Essen etwas besonders?» Till war überzeugt, dass Wurst im Brot überall gleich schmecken würde.
Da lag er aber ganz falsch. «Bähh!», rief er wenig später. «Du hörst auch nie zu!», sagte die Mutter genervt. Sie und Herr Meier mochten den Hot Dog auch nicht. Nun mussten sie ihn wegwerfen. «Ich werfe Essen nicht gerne weg, aber der Hot Dog ist einfach nicht essbar», sagte Tills Mutter. Natürlich übertrieb sie, doch das Essen in England war oft nicht so gut.
Tills Vater wollte auf jeden Fall noch auf die Tower Bridge. Die Mutter wollte lieber unten warten und sagte «Ich bleibe mit Till hier. Sonst passiert noch etwas.» Für Till kam das nicht in Frage. Was konnte schon passieren? Nun standen sie doch zu dritt an.
Frau Meier hatte keine Höhenangst. Aber im Jahr zuvor passierte ein unvergessliches Ereig-nis in Italien. Damals traute Till sich nicht, auf dem schiefen Turm von Pisa sich zu bewegen. Die Fussgängerbrücke war anscheinend 43 Meter hoch. Doch Till war zu angeberisch, um seine Höhenangst zuzugeben. Nun war es zu spät, um es sich nochmals zu überlegen. Hinter Tills Mutter und ihrer Familie hatte sich bereits eine lange Schlange gebildet.
Bald waren die Drei an der Reihe. Sie durften in die Tower Bridge. Hunderte Treppenstufen führten durch den Turm hoch. Bald waren sie oben. Till schaute durch das Fenster. Ab dem Moment klammerte er sich an der Heizung fest. Die Wärme störte ihn nicht. Wenigstens lief er langsam weiter. Nun konnte man direkt auf die Themse, den Fluss unter der Tower Bridge, sehen. Die Familie war etwa 20 Meter gelaufen. Vom ersten zum zweiten Turm wa-ren es insgesamt 61 Meter.
Dann sahen sie den Schrecken. Wenige Meter weiter war eine grosse Glasscheibe im Boden eingebaut. 43 Meter konnte man in die Tiefe sehen. Die Brücke für Autos in 9 Meter Höhe konnte man von oben betrachten. Till weigerte sich, über dieses Glas zu gehen. Er schaffte es wieder mal nicht, seine Höhenagst zu überwinden.
Dann überschlugen sich die Ereignisse. Menschen klebten sich auf die Autobrücke und pro-testierten: «für unser Klima, für unser Klima, für unser Klima». Dann riefen sie: «Tierische Produkte essen ist falsch, Tierische Produkte essen ist falsch, Tierische Produkte essen ist falsch». Natürlich sprachen sie Englisch, doch Till verstand es trotzdem irgendwie. Ein Auto bemerkte es nicht genug schnell und wurde bei einer Vollbremse auf die Seite gekippt. Nach einigen Minuten kamen mehrere Aktivisten auf die Fussgängerbrücke hoch. Einer sprach Tills Mutter an: « You bought a hot dog and threw it in the trash! Aren't you ashamed? Didn't the innocent animal die for anything?» Sie konnte gut englisch und verstand, dass es um den weggeworfenen Hot Dog ging. Nun bedrohte der Mann Till und wollte, dass Till sich ent-schuldigte. Doch Till verstand kein Wort.
Die Polizei wurde inzwischen informiert. Ein Polizist wollte Till helfen, doch der Mann drohte damit, dass seine Kollegen dann die Autobrücke hochlassen würden. Das wäre eine Katastro-phe. Es waren viele Menschen auf der Brücke. Die Brücke wurde zu dieser Zeit etwa 1000 mal jährlich hochgelassen. Der Mann wollte Till für den Hot Dog bestrafen und fragte nach Tills Ängsten. Die Mutter blickte auf die Glasscheibe. Das entging dem Mann nicht. Till muss-te auf einem Bein über die Scheibe hüpfen. Als der Mann ein Messer nahm, musste er seine Angst überwinden. Till schaffte es tatsächlich. Der Mann musste lachen. In dem Moment konnte Tills Vater eingreifen. Er stürzte sich auf den Mann. Der Polizist erledigte den Rest. Auch die anderen Aktivisten konnten gefasst werden. Zum Glück wurde niemand stark verletzt.
«Wollen wir in ein Restaurant gehen?», fragte Frau Meier. Till dachte an den Hot Dog: «Lie-ber nicht». Herr Meier musste lachen: «Keine Sorge, hier gibt es auch Italiener.»
Das Abenteuer war aber auch für etwas gut. Till hatte seine Höhenangst überwunden, gelernt, dass er nicht immer so angeberisch sein sollte und lernte, dass er manchmal auch seinen Eltern zuhören musste.